Döbeln im
Nationalsozialismus
Diese Webseite unternimmt den Versuch einer Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus im sächsischen Döbeln. Dabei hat sich die AG keine Schwerpunkte zur Forschung gesetzt, sondern versucht, so weit es möglich ist, einen umfassenden Blick auf diese Zeit zu werfen.
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Zeitstrahl
Döbelner und internationaler Ereignisse 1919 bis 1947
16. Oktober 1919
Deutsches Reich
Adolf Hitler hält im Münchner Hofbräukeller seine erste politische Rede vor Mitgliedern der Deutschen Arbeiter Partei (DAP).
24. Februar 1920
Deutsches Reich
Die NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) geht aus der DAP (Deutsche Arbeiterpartei) hervor.
11. Januar 1923
International
Die Weimarer Republik hält zu leistende Reparationszahlung an die Siegermächte des Ersten Weltkriegs zurück. Das führt dazu, dass Frankreich das Ruhgebiet besetzt.
11. Januar 1923
Deutsches Reich
In Halle an der Saale wird der Wehrverband "Wehrwolf" gegründet. Zusammen mit dem "Stahlhelm" sind diese Organisationen Vorbilder für SA und SS.
14. Januar 1923
Döbeln
Wegen der Besetzung des Ruhrgebietes durch französische Truppen wehen auch in Döbeln die Fahnen auf Halbmast. Die Kirche begeht den Sonntag als vaterländischen Trauertag.
28. April 1923
Döbeln
Vier Personen begründen im Geschäftslokal der Mühlengesellschaft Döbeln in Großbauchlitz die "nationalsozialistische Bewegung". 1924 wird diese aber verboten, existiert danach aber als Mundharmonikaklub "Herold" weiter. Der Mundharmonikaklub "Herold" wird 1925 im Restaurant "Zur Krone"/Theaterrestaurant gegründet.
26. Juli 1923
Döbeln
Am Bahnhof in Döbeln trifft ein Sonderzug mit Kindern aus dem besetzten Ruhrgebiet ein. Wegen Ernährungsschwierigkeiten erholen sie sich acht Wochen lang bei Landwirt_innen des Bezirks Döbeln.
8./9. November 1923
Deutsches Reich
Missglückter „Hitlerputsch“ in München. Adolf Hitler und Erich Ludendorff marschieren in dieser Nacht mit mehreren, teil schwer bewaffneten Anhängern durch München und proklamieren die Absetzung der bayerischen und der reichsweiten Regierung. Dabei kommen vier Polizisten und 16 Gefolgsleute Hitlers ums Leben.
23. November 1923
Deutsches Reich
Verbot der NSDAP tritt in Kraft.
11. Oktober 1924
Döbeln
In der Nicolaikirche weiht Pfarrer Keller unter großer Anteilnahme der Bevölkerung zwei „Stahlhelm“ und „Wehrwolf“- Fahnen. Nach einem Marsch durch die Stadt findet im Staupitzbad ein „Deutscher Tag“ statt. Es sind verschiedene Ortsgruppen des „Stahlhelm“ und des „Morgenleuchten“ anwesend.
1925
Döbeln
Der Oberkellner der „Weißen Taube“, Richard Wagner, stiftet der Ortsgruppe der NSDAP die erste Fahne.
27. Februar 1925
Deutsches Reich
Neugründung der NSDAP durch Adolf Hitler.
18. Juli 1925
Deutsches Reich
Adolf Hitlers Buch "Mein Kampf" wird veröffentlicht.
9. November 1925
Deutsches Reich
Gründung der SS (Schutzstaffel).
14. März 1926
Döbeln
Zum Stiftungsball wird die Fahne des Grenadiervereins "Germania" durch Pfarrer Hermann aus Reichenberg/Moritzburg geweiht. Sie trägt die Inschrift: "Das Vaterland über alles".
13. Juni 1926
Döbeln
Ein großes sächsisches Volkssturmfest der Gaugruppe Nordsachsen, welche ein Zusammenschluss des 22. Mulden-Zchopautal-Gaus mit 510 Teilnehmer_innen und des 8. Nider-Elbe-Gaus mit 88 Teilnehmer_innen ist, findet in Döbeln statt.
29. Oktober 1926
Döbeln
Der Reichstagsabgeordnete Gregor Strasser spricht auf einer NSDAP - Wähler_innenversammlung im Schützenhaus.
1927
Döbeln
Der Döbelner SA-Sturm mit der Nummer 36 wird vom Chemnitzer Gruppenführer Losch gegründet.
18. Mai 1928
Döbeln
Im Schützenhaus spricht Fritz Tittmann von der NSDAP zum Thema: "Arbeiter, wer hat Dich betrogen?".
3./4. November 1928
Döbeln
In Döbeln kommt es zum erste Gautreffen der NSDAP (Gauverband Sachen). Nach einem Fackelzug versammeln sich etwa 1 300 Parteiangehörige auf der Schießwiese. Die Redner Reichstagsabgeordneter Gregor Strasser, General Epp und Kapitänleutnant von Killinger sprechen in verschiedenen Sälen. Zum Abschluss findet ein Zapfenstreich statt.
25. Oktober 1929
International
"Schwarzer Freitag" an der New Yorker Börse.
14. September 1930
Deutsches Reich
Die NSDAP verzeichnet einen Anstieg von 12 auf 107 Mandaten bei der Reichstagswahl, womit sie zweitstärkste Partei wird.
8. April 1932
Döbeln
Eine Rede von Joseph Goebbels (NSDAP) wird via Lautsprecher auf dem Martin-Mutschmann-Platz (heute Niedermarkt) übertragen.
13. April 1932
Deutsches Reich
Verbot der SA (Sturmabteilung) und der SS.
14. Juni 1932
Deutsches Reich
Aufhebung des Verbotes von SA und SS.
7. Juli 1932
Döbeln
Auf einer Versammlung der NSDAP im Schützenhaus spricht Kapitänleutnant Manfred von Killinger.
9./10. Juli 1932
Döbeln
Gautage des Gaues Nordsachsen, welche vom "Stahlhelm" (Bund der Frontsoldaten) veranstaltet werden, finden statt. "Wehrsportkämpfe" sind Teil der Veranstaltung.
17. Juli 1932
Döbeln
Treffen der Sturmabteilung III/139 der NSDAP. Bei einem Aufmarsch mit 1000 Beteiligten der Abteilung kommt es zu zwei Angriffen auf Passant_innen aus der Formation heraus.
21. Juli 1932
Döbeln
Die NSDAP Kundgebung auf dem DSC Sportplatz mit 7000 Personen wurde von Reichsorganisationsleiter Gregor Strasser organisiert und angemeldet.
30. Juli 1932
Döbeln
NSDAP Gauleiter von Sachsen Martin Mutschmann spricht im Schützenhaus.
31. Juli 1932
Deutsches Reich
Die NSDAP erringt in den Reichstagswahlen 230 Mandate von insgesamt 608 Sitzen.
31. Juli 1932
Döbeln
Die Wahlbeteiligung in Döbeln für die Reichstagswahl liegt bei 94,2%. Die NSDAP wird mit 5364 Stimmen die Partei mit den meisten Simmen.
6. November 1932
Deutsches Reich
Rückgang der Mandate der NSDAP bei den Reichstagswahlen auf 196 Mandate.
14./15. Januar 1933
Döbeln
Es findet der erste Kreiskongress der NSDAP im Schützenhaus statt. Kreisleiter Hermann Groine eröffnet den Kongress. Die Vorträge haben Themen wie Freimaurerei, Judentum, Jesuitentum, Rasse und Volk. Am Abend gibt es einen "Manöverball".
15. Januar 1933
Deutsches Reich
Großer Wahlerfolg der NSDAP in Lippe (Nordrhein-Westfalen).
30. Januar 1933
Deutsches Reich
Reichspräsident Paul von Hindenburg beruft Adolf Hitler zum Reichskanzler.
31. Januar 1933
Döbeln
Vor dem SA Heim in der Bahnhofstraße sammeln sich SA, SS und Stahlhelm Angehörige zu einem gemeinsamen Fackelumzug. Ortsgruppenführer des Stahlhelms Dr. Luley spricht zur Machtübernahme Adolf Hitlers, anschließend spricht der Kreisleiter der NSDAP Hermann Groine. Danach kommt es zu einer großen Kundgebung.
21. Februar 1933
Deutsches Reich
In Sachsen werden alle Demonstrationen der KPD bis auf weiteres verboten.
27. Februar 1933
Deutsches Reich
Brand des in Berlin stehenden Reichstagsgebäudes. Hitler und die NS-Führung beschuldigen die KPD.
28. Februar 1933
Deutsches Reich
Die “Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat” tritt in Kraft. Diese wurde auch als "Reichstagsbrandverordnung" bezeichnet und setzte die Bürgerrechte der Weimarer Verfassung außer Kraft. Sie war ein wichtiger Grundstein bei der Machtübernahme Adolf Hitlers und der Beseitigung des demokratischen Rechtsstaates. Für die Verkündigung wurde der Reichstagsbrand in der Nacht zuvor zum Anlass genommen.
5. März 1933
Deutsches Reich
Bei den letzten Reichstagswahlen mit mehreren Parteien erreicht die NSDAP 288 Sitze (43,9%).
5. März 1933
Döbeln
Zu den Reichstagswahlen liegt die Wahlbeteiligung in Döbeln bei 95%. Die NSDAP erreicht mit 6456 Stimmen die mehrheitliche Zustimmung der Döbelner_innen.
8. März 1933
Deutsches Reich
Erste frühe Konzentrationslager, auch "wilde Konzentrationslager" genannt, entstehen im Reichsgebiet und in Sachsen. So richtet zum Beispiel der SA-Sturm 5/100 in der Jugendburg Hohnstein ein frühes Konzentrationslager ein und im Schloss Colditz werden Funktionäre der SPD kurzzeitig festgehalten.
9. März 1933
Döbeln
Nach einem Propagandamarsch der NSDAP durch Döbeln gibt es eine Kundgebung auf dem Obermarkt, bei welcher NSDAP-Kreisleiter Herman Groine spricht. Anschließen wird die Hakenkreuzflagge gehisst. Die Schwarz-Rot-Goldene Fahne wird unter großem Jubel verbrannt.
10. März 1933
Döbeln
Eine Fahne mit Hakenkreuz wird von der SA am Gebäude der Amtshauptmannschaft gehisst. Ab diesem Zeitpunkt sind die SA-Mannschaften mit Pistolen bewaffnet. Am Nachmittag werden SA-Patrolien und SA-Posten vor Geschäften jüdischer Firmen aufgezogen. In der Bahnhofstraße werden am Gewerkschaftshaus Fensterscheiben eingeworfen.
11. März 1933
Döbeln
SPD und KPD Stadträte und Stadtverordnete werden ihrer Ämter enthoben. Paul von Hindenburg und Adolf Hitler erhalten die Ehrenbürgerschaft der Stadt Döbeln. Der Obermarkt wird in Hindenburgplatz umbenannt und die Rathaustraße wird ab diesem Zeitpunkt Adolf-Hitler-Straße genannt.
14. März 1933
Döbeln
Das Dienstverbot gegen kommunistische Beamt_innen und Lehrer_innen im Land Sachsen, wird auch in Döbeln ausgesprochen. Paul von Hindenburg dankt dem Rat der Stadt Döbeln für die Ehrenbürgerschaft. Polizei und SA besetzen das Gewerkschaftshaus und die Geschäftsräume der SPD. Bilder des ehemaligen preußischen Innenministers Severing werden unter Jubel von SA Angehörigen verbrannt.
22. März 1933
Deutsches Reich
Das Konzentrationslager Dachau in der Nähe von München wird errichtet.
24. März 1933
Deutsches Reich
Das "Ermächtigungsgesetz" wird erlassen. Es gibt der "Hitlerregierung" das Recht, alle Gesetze ohne die Beteiligung des Reichstages zu erlassen.
27. März 1933
Döbeln
Der Döbelner Stadtrat weist Beamt_innen und Angestellte darauf hin, nicht in jüdischen Geschäften einzukaufen.
31. März 1933
Döbeln
Die NSDAP Kreisleitung ruft zum Boykott jüdischer Geschäfte, jüdischer Rechtsanwält_innen und jüdischer Ärzt_innen auf.
1. April 1933
Deutsches Reich
Reichsweiter Boykott jüdischer Geschäfte, Ärzt_innen und Anwält_innen.
1. April 1933
Döbeln
Ein massiver Boykott gegen "Rassejuden" in Döbeln beginnt. Es werden zum Beispiel Plakate mit der Aufschrift "Diese Geschäfte werden nur noch für Vaterlandsverräter geöffnet!", an jüdische Geschäfte angebracht. Für den Abend gibt es einen Aufruf zu einer Massenprotestkundgebung gegen "jüdische Gräuelpropaganda im Ausland", auf welcher Kreisleiter Groine spricht.
4. April 1933
Döbeln
Das ehemalige Volks- und Sportheim Hainichen wird zu einem "KL für politische Schutzhäftlinge" umfunktioniert. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich 50 Döbelner - darunter SPD Parteisekretär Arthur Dittrich, Funktionär_innen der KPD und einige Stadtratabgeordnet_innen - im Konzentrationslager.
7. April 1933
Deutsches Reich
Das “Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums” tritt in Kraft. Es erlaubte den nationalsozialistischen Machthaber_innen, politisch missliebige und jüdische Beamt_innen aus dem Dienst zu entfernen.
2. Mai 1933
Deutsches Reich
Zerschlagung der Gewerkschaften und Zwangseingliederung ihrer Mitglieder_innen in die DAF (Deutsche Arbeitsfront).
8. Mai 1933
Döbeln
Die Danksagung Adolf Hitlers zur Ehrenbürgerschaft in Döbeln wird veröffentlicht.
10. Mai 1933
Deutsches Reich
Bücherverbrennung durch die deutsche Student_innenschaft in Berlin und anderen Städten.
21. Mai 1933
Döbeln
Auf einem kommunialpolitischen Kreiskongress der NSDAP werden im Döbelner Schützenhaus 1500 nationalsozialistische Gemeindeverordnete der Amtshauptmannschaft verpflichtet.
1. Juli 1933
Döbeln
Martin Mutschmann und Manfred von Killinger werden Ehrenbürger der Stadt Döbeln.
14. Juli 1933
Deutsches Reich
Die Gesetze „Gesetz gegen Neubildung von Parteien“, „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ und 28 weitere treten in Kraft.
1. September 1933
Döbeln
"Döbelner Anzeiger" berichtet, dass die Döbelner SA-Mannschaft und Döbelner Amtswalter_innen am Reichsparteitag der NSDAP in Nürnberg teilnahmen.
22. September 1933
Deutsches Reich
Das „Reichskulturkammergesetz“ wird erlassen. Mit der Verabschiedung des "Reichskulturkammergesetzes" bekommt der NS-Staat die Möglichkeit, die gesamte Künstler_innenschaft unter seine Kontrolle zu bringen. Neben der Kontrolle von Künstler_innen fand auch eine Gleichschaltung der Presse statt, wodurch Zeitungen, Rundfunk und Film zu wirkungsvollen Propagandainstrumenten wurden.
4. Oktober 1933
Deutsches Reich
Das „Schriftleitergesetz“ tritt in Kraft. Das Gesetz schafft die rechtliche Grundlage für die Kontrolle der Presseinhalte.
19. Oktober 1933
International
Deutschland tritt aus dem Völkerbund aus.
9. November 1933
Döbeln
Bücher- und Fahnenverbrennung auf den Schießwiesen. Dabei werden auf einem Scheiterhaufen "Zeugnisse marxistischer Ideologie und Symbolik" verbrannt.
12. November 1933
Deutsches Reich
Erste Reichstagswahlen im Einparteienstaat (92% für die NSDAP).
20. Januar 1934
Deutsches Reich
Das „Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit“ tritt in Kraft. Es regelte den äußeren Aufbau der Betriebe und führte in der Wirtschaft das Führerprinzip ein.
23. Januar 1934
Döbeln
Gauleiter von Franken hält eine Kundgebung vor ca. 2000 Menschen im Staupitzbad ab.
26. Januar 1934
International
Deutschland und Polen schließen einen für 10 Jahre geltenden Nichtangriffspakt.
30. Januar 1934
Deutsches Reich
Das “Gesetz über den Neuaufbau des Reiches” wird beschlossen. Durch das Gesetz wird die Souveränität der deutschen Länder aufgehoben, welche nun direkt der Reichsregierung unterstehen.
2. August 1934
Deutsches Reich
Durch den Tod von Hindenburg wird Adolf Hitler dessen Nachfolger als „Führer und Reichskanzler”.
2. August 1934
Döbeln
Es wird ein Trauerfeldgottesdienst für Hindenburg begangen.
24. Oktober 1934
Deutsches Reich
Die Verordnung über die „Deutsche Arbeitsfront“ tritt in Kraft.
2. Dezember 1934
Döbeln
Einweihung des „Hauses der HJ (Hitler Jugend)“ vom Bürgermeister Dr. Denecke.
13. Januar 1935
Deutsches Reich
Durch die Abstimmung im Saargebiet fällt selbiges an Deutschland.
15. Januar 1935
Döbeln
Bei der „Saarfeier“ auf dem Hindenburgplatz spricht Kreisleiter Behr zu den Döbelner_innen. Am Abend findet ein Fackelumzug mit 13000 Beteiligten statt.
1. März 1935
Döbeln
Es findet eine Flaggenhissung anlässlich der „Heimkehr des Saarlandes“ auf dem Hindenburgplatz statt, an welcher ca. 15000 Menschen teilnehmen.
16. März 1935
Deutsches Reich
Die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht tritt in Kraft.
18. Juli 1935
Deutsches Reich
Zehnjähriges Jubiläum von Adolf Hitlers Buch „Mein Kampf“, es hatte sich bis dahin fast 2 Millionen mal verkauft. Bis 1943 sind es etwa 10 Millionen Exemplare.
15. September 1935
Deutsches Reich
Zum Reichsparteitag in Nürnberg werden die antisemitischen “Nürnberger Gesetze” verkündet.
6. März 1936
Döbeln
Die Besetzung des Rheinlandes wird in Döbeln bekannt gegeben.
20. März 1936
Döbeln
Zur Vorbereitung der „Reichstags- und Führerwahl“ spricht der Reichsleiter der NSDAP Alfred Rosenberg auf einer Kundgebung in der Exerzierhalle vor ca. 15000 Zuhörer_innen.
29. März 1936
Döbeln
Zum „Wahltag“ auf dem Hindenburgplatz, wird Döbeln in 16 Wahlbezirke eingeteilt. Stimmen können für Hitler, Heß, Frick, Göring, Goebbels und Mutschmann abgegeben werden.
30. März 1936
Döbeln
In Döbeln findet eine „Siegesfeier“ für den „Führer“ statt. Bei der Wahl hatten 16685 von 17241 Wahlberechtigten Adolf Hitler ihre Stimme gegeben. Es gab nur 427 Gegenstimmen.
29. März 1936
Deutsches Reich
Bei der Reichstagswahl erhält die Einheitsliste der NSDAP 99% der Stimmen.
1. Mai 1936
Döbeln
Bei der Maikundgebung auf dem Hindenburgplatz (heute Obermarkt) werden die Reden von Goebbels und Hitler per Lautsprecher übertragen.
1. August 1936
Deutsches Reich
In Berlin werden die 11. Olympischen Spiele eröffnet.
25. Oktober 1936
Döbeln
Die Eröffnung des Döbelner Stadtbades anlässlich der Olympischen Spiele im gleichen Jahr wird gefeiert.
12. Dezember 1936
Döbeln
Die NSDAP-Ortsgruppe begeht ihr 10- jähriges Jubiläum.
30. Januar 1937
Deutsches Reich
Das Ermächtigungsgesetz wird für weitere 4 Jahre erlassen.
26. April 1937
International
Fliegerverbände der "Legion Condor" nehmen an der Zerstörung der spanischen Stadt Guernica teil und unterstützen damit die faschistische Falange-Partei Francos.
9. Juni 1937
Döbeln
Bei einer Großveranstaltung zum „Tag der Deutschen Arbeitsfront“ sind ca. 8000 Teilnehmer_innen zugegen.
5. November 1937
Deutsches Reich
Adolf Hitler enthüllt in der Hoßbach-Niederschrift seine Kriegspläne.
13. März 1938
Deutsches Reich
Der "Anschluss" Österreichs wird beschlossen.
13. März 1938
Döbeln
Zum Anlass des „Anschlusses“ Österreichs an Deutschlands findet eine Kundgebung auf dem Hindenburgplatz (heute Obermarkt) statt.
21. Mai 1938
Döbeln
Die letzten zwei jüdischen Schüler_innen (Karl und Ruth Glasberg) werden aus der staatlichen Oberschule „entfernt".
1. September 1938
Döbeln
Ein Lager für "sudetendeutsche Flüchtliche" wird in Döbeln eingerichtet.
24. September 1938
Döbeln
150 Jungen (zwischen 14 und 17 Jahren) aus der Tschechoslowakai treffen am Hauptbahnhof in Döbeln ein. Sie werden im „Haus der HJ" untergebracht.
29. September 1938
Deutsches Reich
Bei der Konferenz von München wird der "Anschluss" der sudetendeutschen Gebiete (heute Tschechische Rebuplik) entgültig beschlossen.
4./5. Oktober 1938
Döbeln
Nach der Besetzung des "Sudetenlandes" in der Tschechoslowakai beginnen in Döbeln die Einquartierungen für "sudetendeutsche Flüchtlinge".
29. Oktober 1938
Döbeln
Wehrmachtsoldaten des Döbelner Standortes kehren aus dem "Sudetenland" zurück.
9./10. November 1938
Deutsches Reich
Es werden mehrere Judenpogrome in deutschen Städten durchgeführt („Reichskristallnacht“).
17. November 1938
Döbeln
Ein Artikel im „Döbelner Anzeiger“ fordert zum allgemeinen Judenhass auf.
15. März 1939
International
Es kommt zum Einmarsch deutscher Truppen in Böhmen und Mähren.
19. März 1939
Döbeln
Anlässlich der Besetzung von Böhmen und Mähren durch die deutschen Truppen findet auf dem Hindenburgplatz (heute Obermarkt) eine Großkundgebung statt. Der Einmarsch wird von der Döbelner Bevölkerung begrüßt und dem Führer Adolf Hiltler wird gedankt.
22. März 1939
Döbeln
Wegen der "Rückgabe" des Memelgebiets durch Litauen an Deutschland erfolgt die allgemeine Beflaggung der Häuser mit Hakenkreuzfahnen.
23. März 1939
International
Deutsche Truppen marschieren ins Memelgebiet ein.
25. März 1939
Deutsches Reich
Der Dienst in der HJ und dem BDM (Bund Deutscher Mädel) wird ab dem 10. Lebensjahr für alle Kinder und Jugendliche Pflicht.
4. bis 11. Juni 1939
Döbeln
Die NSDAP führt ihren 2. Kreistag in Döbeln durch.
22. Juni 1939
Döbeln
Ein Oberleutnant der Luftwaffe berichtet in einem Vortrag über den Einsatz der Legion „Condor“ in Spanien.
1. Juli 1939
Döbeln
Das 1. Infanterieregiment 101 kehrt nach über 250 km langem Fußmarsch aus dem „Protektorat Böhmen und Mähren“ zurück.
1. August 1939
Döbeln
Das 1. Infanterie-Regiment 101 wird Feldeinheit und verlässt Döbeln am 25. August.
25. August 1939
Döbeln
Das Ergänzungsbataillon hört auf zu bestehen und die Mannschaften kommen zum Infanterie-Ersatzbataillon 475 in der Demmeringkaserne. Die Offiziere und Ausbildungsmannschaften begründen das für den Mobilisierungfall vorgesehene 3. Bataillon des Infanterie-Regiments 456. Dieses wird am 3.9. an die Front nach Polen abgestellt.
1. September 1939
Deutsches Reich
Die Deutsche Wehrmacht marschiert in Polen ein und löst damit den Zweiten Weltkrieg in Europa aus.
3. September 1939
International
Es kommt zur Kriegserklärung der Westmächte (Frankreich und Großbritannien) an Deutschland.
4. September 1939
Döbeln
Die ersten Anzeigen gefallener Soldaten erscheinen im “Döbelner Anzeiger”. Der Erlass der „Kriegswirtschaftsordnung“ wird bekannt gegeben.
25./26. September 1939
Döbeln
Die ersten polnischen Kriegsgefangenen treffen in Döbeln ein. Es handelt sich um etwa 1000 Gefangene die auf 17 Lager um Döbeln verteilt werden. Sie müssen Zwangsarbeit (vorwiegend Erntearbeit) verrichten.
26./27. Januar 1940
Döbeln
Es treffen 550 „volkdeutsche Rückwanderer“ aus Polen (überwiegend Frauen und Kinder) in Döbeln ein. Sie werden vorübergehend im "HJ-Heim" untergebracht.
8. März 1940
Deutsches Reich
Mit dem “Polenerlass” treten massive und diskriminierende Sondervorschriften für polnische Zwangsarbeiter_innen in Kraft.
9. April 1940
International
Der Überfall auf Dänemark und Norwegen durch die Wehrmacht beginnt.
30. April 1940
International
Es wird das erste polnische Ghetto in Lodz (Litzmannstadt) eingerichtet.
3. Mai 1940
Döbeln
Im "Döbelner Anzeiger" wird bekannt gegeben, dass Rudolf Heß am 1.5. in Essen die Döbelner "Falken- Kakao- und Schokoladenwerke" als sächsischen NS-Musterbetrieb mit der „Goldenen Fahne“ ausgezeichnet hat. Die Fahne wird der Belegschaft feierlich präsentiert und überreicht.
10. Mai 1940
International
Mit dem Angriff der Deutschen auf Holland, Belgien, Luxemburg und Frankreich beginnt der "Westfeldzug".
19. bis 23. Juni 1940
Döbeln
Der Zirkus "Sarrasani", welcher von einer Welttournee zurückgekehrt ist, gastiert mit „20 Weltsensationen und 250 Tieren“ in Döbeln. Es wird auch die „Original-Kolonial-Völkerschau" gezeigt.
1. Oktober 1940
Döbeln
Eine Bekanntmachung im "Döbelner Anzeiger" lautet: „Die Geschäfte sind um 14.30 Uhr zu schließen, um die Rückkehr der Truppen des Bataillons 101 nach 14-monatiger Kampfzeit durch die Bevölkerung gebührend feiern zu können. Die Truppe paradiert am Standortältesten und Kreisleiter Behr auf der Kreuzung Bahnhofstraße /Burgstraße vorüber".
6. April 1941
International
Die Deutsche Wehrmacht greift Jugoslawien und Griechenland an.
22. Juni 1941
International
Beginn des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion.
23. Juni 1941
Döbeln
Auf dem Hindenburgplatz spricht am Abend Kreisleiter Rudolph Behr zum Thema: "Deutschland marschiert - von Adolf Hitler geführt". Außerdem müssen sich alle Staatsangehörigen der UdSSR, welche über 15 Jahre alt sind, innerhalb der nächsten 24 Stunden bei der nächsten Ortspolizeibehörde melden.
31. Juli 1941
Deutsches Reich
Hermann Göring beauftragt Reinhard Heydrich mit der völligen “Evakuierung” der europäischen Jüd_innen in den Osten Europas.
31. Juli 1941
Döbeln
Der von 1931 bis 1934 in Döbeln tätige Kreisleiter Hermann Groine fällt als Oberscharführer einer Panzerkompanie der Leibstandarte „Adolf Hitler“ bei Zibermanowska. Eine Gedenkverantaltung findet in der DAF-Kreisverwaltung am 22.8. statt.
3. September 1941
International
In Auschwitz I werden Versuchsvergasungen von Menschen mit dem Gift Zyklon B durchgeführt.
19. September 1941
Deutsches Reich
Der “Judenstern“ wird für alle Jüd_innen im Dritten Reich Pflicht.
27./28. September 1941
International
Bei einem Massaker in Babi Jar nahe Kiew kommen in 48 Stunden etwa 34000 Jüd_innen ums Leben.
20. Oktober 1941
Deutsches Reich
Es werden erste Deportationen von Jüd_innen aus dem Deutschen Reich angeordnet.
24. Oktober 1941
Döbeln
Der NS-Gauleiter von Sachsen und Reichsstatthalter Martin Mutschmann gastiert in der Stadt Döbeln.
23. Oktober 1941
Deutsches Reich
Ausreiseverbot für alle Jüd_innen aus dem Dritten Reich.
7. Dezember 1941
International
Japanische Kampfflugzeuge greifen Pearl Harbor an.
11. Dezember 1941
International
Deutschland erklärt den U.S.A. den Krieg.
15. Januar 1942
Döbeln
Ab sofort ist der stellvertretende Kreisleiter Rehfeld Kreisleiter der NSDAP in Döbeln. Der bisherige Kreisleiter Rudolf Behr wird zum Kriegsdienst eingezogen.
20. Januar 1942
Deutsches Reich
In Berlin findet die „Wannseekonferenz“ statt. Hauptzweck der Konferenz ist es, die Deportation der gesamten jüdischen Bevölkerung Europas zur Vernichtung in den Osten in den Grundzügen zu organisieren und zu koordinieren.
23. Februar 1942
Döbeln
Auf einem Dienstappell der NSDAP spricht der Gauleiter von Sachsen Martin Mutschmann in Döbeln.
16. März 1942
International
Die ersten Deportationszüge erreichen das Vernichtungslager in Belzec.
26. März 1942
International
Mit der Ankunft der ersten Deportationszüge beginnt im Vernichtungslager Auschwitz II die massenhafte Ermordung von Jüd_innen aus ganz Europa.
13. August 1942
Döbeln
Der Kapitänleutnant Helmut Rosenbaum, welcher in Döbeln geboren wurde, erhält das Ritterkreuz für seinen Einsatz im U-Boot-Krieg. Er versenkte am 11.8.1942 im Mittelmeer den britischen Flugzeugträger „Eagle“. Rosenbaum wird als erster Ritterkreuzträger Döbelns gefeiert.
12./13. September 1942
Döbeln
Die Wehrkampftage der SA Standarte 139 finden in Döbeln statt. 110 Mannschaften beteiligen sich mit 600 SA-Leuten. Einige Schauvorführungen und 6 ausgeschriebene Wehrkrämpfe wechseln einander ab.
23. September 1942
Döbeln
Die "Segelflugübungsstelle" des NSFK-Sturmes 7/39 in Döbeln hat die Aufgabe übernommen, in monatlichen Lehrgängen 25 bis 30 Hitlerjungen der "Flieger-HJ" im Gleitflug als erste fliegerische Ausbildung bis zur A-Prüfung vorzuschulen. Seit Bestehen der Übungsstelle Döbeln sind 251 Flugschüler ausgebildet worden.
7. November 1942
International
Beginn der Landung von alliierten Truppen in Nordafrika.
31. Januar 1943
International
Die Schlacht um Stalingrad endet zugunsten der Roten-Armee.
1. März 1943
Döbeln
Aufgrund der “Stalingrad-Niederlage” bleiben alle Unterhaltungsstätten bis 1.6. geschlossen.
22. Februar 1943
Deutsches Reich
Die Todesurteile gegen die Geschwister Scholl (Widerstandskämpfer_innen der Weißen Rose) werden vollstreckt.
13. Mai 1943
International
Die letzten deutschen Streitkräfte in Nordafrika kapitulieren.
11. Juni 1943
Deutsches Reich
Heinrich Himmler ordnet die Liquidierung aller polnischen Ghettos an.
25. Juli 1943
International
Es kommt zum Sturz Mussolinis und des faschistischen Regimes in Italien.
6. Juni 1944
International
Die Invasion der Alliierten Streitkräfte in Frankreich startet ("D-Day").
3. Juli 1944
International
Die Streitkräfte der Roten-Armee erobern Minsk zurück.
20. Juli 1944
Deutsches Reich
Durch Graf von Stauffenberg kommt es zu einem Attentats- und Staatsstreichversuch der deutschen Militär-Opposition gegen Adolf Hitler.
31. Juli 1944
International
Den Alliierten Truppen gelingt der Druchbruch an der "Westfront".
25. August 1944
International
Die französische Hauptstadt Paris wird befreit.
21. Oktober 1944
Döbeln
Anlässlich der Bildung des "Döbelner Volkssturms" werden alle Männer und Jugendlichen zwischen 16 und 60 Jahren zur Teilnahme an einer Kundgebung auf dem Hindenburgplatz aufgerufen.
16. Dezember 1944
Deutsches Reich
Die Ardennenoffensive beginnt. Es ist der letzte Versuch, der Wehrmacht die westalliierten Kräfte zu schlagen.
27. Januar 1945
International
Das Vernichtungslager Auschwitz wird von Sowjettruppen befreit. 7600 Häftlinge befinden sich zu diesem Zeitpunkt noch im Lager.
13./14. Februar 1945
Deutsches Reich
Bombardierung der Stadt Dresden durch westalliierte Bomberverbände.
13./14. Februar 1945
Döbeln
Ein Lichtschein am nächtlichen Himmel zeigt, dass Dresden bombardiert wird. Das "NSKK Döbeln" rückt mit vier Lkw zum Einsatz nach Dresden aus. Der geplante Einsatzort ist hinter dem Hauptbahnhof Dresden.
21. März 1945
Döbeln
Nachdem ab Januar per Eisenbahn Flüchtlinge aus Ostpreußen, Pommern und Schlesien in Döbeln eintreffen, kommen nun Pferdetrecks aus Ober- und Niederschlesien. Die Pferde müssen zur Musterung für den Kriegseinsatz in die Kaserne. Mit dem Flüchtlingsstrom kommen viele Katholiken nach Döbeln, besonders aus Oberschlesien, später auch aus Ostpreußen, Schlesien, dem Sudetenland, Ungarn und Rumänien.
14. April 1945
Döbeln
Ein "Todesmarsch" mit mehreren hundert KZ Häftlingen des Arbeitslagers "Ton und Silikatwerke Colditz" (Außenlager des KZ Buchenwalds) passiert Döbeln. In Döbeln trennt sich die Menschenkolonne schließlich. Ein Teil marschiert die Dresdner Straße über Zschackwitz-Pertersberg nach Nossen. Der Haupttrupp geht in Richtung Niederstriegis-Roßwein. Am Schweizerhaus brechen sieben Häftlinge wegen Entkräftung zusammen. Sie werden von SS-Wachmännern erschossen.
22. April 1945
Deutsches Reich
Sowjetische Einheiten dringen in das Stadtgebiet Berlins ein.
24. April 1945
Döbeln
In Döbeln treffen erneut Flüchtlinge mit großen und kleinen Wagen ein.
25. April 1945
Deutsches Reich
Der erster Kontakt der Westalliierten Streitkräfte und Sowjettruppen ereignet sich bei Torgau an der Elbe.
25. April 1945
Döbeln
Der "Döbelner Anzeiger" meldet: "Die Stadt ist voller Menschen". Es handelt sich hierbei um viele Flüchtlinge der "Ostgebiete".
30. April 1945
Deutsches Reich
Adolf Hitler begeht Selbstmord in der Reichskanzlei in Berlin.
1. Mai 1945
Döbeln
An diesem Nachmittag werden auf dem Niedermarkt Flugblätter mit der Aufschrift "Adolf Hitler für Deutschland gefallen” verteilt. Die Kreisleitung der NSDAP Döbeln hat Halbmast geflaggt, die Kaserne jedoch nicht. Viele Döbelner_innen kommen der Aufforderung nach, schwarze Schleifchen aus dem Fenster zu hängen.
6. Mai 1945
Döbeln
Östlich und westlich von Döbeln stehen sich 5 bzw. 7 Kilometer von einander entfernt sowjetische und amerikanische Truppen gegenüber.
6. Mai 1945
Döbeln
Ein angesagter Vortrag in der Schokoladenfabrik zum Thema „Über das Wirken und den Heldentod des Führers“ wird wegen der eintretenden Umstände abgesagt.
6. Mai 1945
Döbeln
Der Kampfkommandant Adler und der Kreisleiter Rehfeld sind in den Gefechtsstand ins Stadtgut Greußnig geflüchtet. Oberbürgermeister Dr. Gottschalk kann sich beim Herannahen der Roten Armee zu keinem Entschluss aufraffen, denn er habe keinen Befehl vom Kampfkommandanten, die Stadt zu übergeben. Er ergreift daraufhin im Auto die Flucht und folgt damit den bereits verschwundenen Rehfeld und Adler. Der Polizeichef, Hauptmann Berger, verschwindet ebenfalls.
6. Mai 1945
Döbeln
Otto Neuhäuser hatte sich in Richtung Bahnhof begeben und gerufen: „Weiße Fahnen heraus, sie kommen!“ Elektromeister Herbert Näcke fährt mit seinem Motorrad und einer Parlamentfahne der Roten Armee entgegen. In der Villa Selma finden kurze Verhandlungen statt. Sowjetische Truppen der 1. Ukrainischen Front nehmen Döbeln kampflos ein. Damit wird Döbeln zur „goldenen Stadt“.
So endet das NS-System und die Vollmacht der NSDAP in Döbeln und die Stadt gehört nun zur sowjetischen Besatzungszone.
6. Mai 1945
Döbeln
An diesem Tage kommt es in Döbeln zu 10 Selbstmorden, darunter befindet sich die Familie Saupe. In den folgenden Tagen kommt es zu weiteren Selbsttötungen. Insgesamt sind es schließlich 58 Personen.
8./9. Mai 1945
Deutsches Reich
Mit der Unterzeichnung der Bedingungslosen Kapitulation Deutschlands endet der Zweite Weltkrieg in Europa.
22. Mai 1945
Döbeln
Laut Anordnung des Bürgermeisters und der Kommandatur haben alle Flüchtlinge binnen drei Tagen in ihrern Heimatort zurückzukehren. Wer sich nach diesem Termin noch in Döbeln aufhält, wird verhaftet. Ausgenommen sind Mütter, die Kinder bis zu einem halben Jahr betreuen. Döbeln hat über 10.000 Flüchtlinge und Bombengeschädigte.
Juli 1945
Döbeln
In Döbeln werden Flüchtlingslager eingerichtet. Sie waren vorher meist Lager für Zwangsarbeiter_innen. Es werden dadurch fast 2000 Plätze für Flüchtlinge bereitgestellt.
2. September 1945
International
Mit der Unterzeichnung der Kapitulation Japans endet der Zweite Weltkrieg auch im Rest der Welt.
1. Oktober 1945
Döbeln
Anweisung der Landesverwaltung: "Alle Umsiedler, die bis heute heimatlos in Sachsen sind, sind einzubürgern und erhalten Wohnrecht in ihren Aufenthaltsorten." Dementsprechend sollen in Döbeln 3 800 Personen eingebürgert werden
1946
Döbeln
In Döbeln sollen weitere 5.000 Menschen aus Schlesien untergebracht werden. Inzwischen halten sich Anfang 1946 insgesamt 7.206 Flüchtlinge/Umsiedler_innen in Döbeln auf. Ihre Anzahl sinkt bis Ende 1946 auf 6.188 Personen.
9. März 1946
Döbeln
Der Landesnachrichtendienst weist daraufhin, dass das Wort „Flüchtlinge“ nicht mehr verwendet werden soll. Es sei mit „Umsiedler“ zu ersetzen.
9. November 1946
Döbeln
Laut einer Verordnung stehen jeder Person 9m² Wohnraum zu. 5.000 Umsiedler_innen müssen bis zum Einbruch des Winters untergebracht werden. Döbeln hat ca 8.000 Haushalte, 3.000 davon können keine Umsiedler_innen mehr aufnehmen. Ende 1946 sind in Döbeln 6.188 Umsiedler_innen registriert.
1947
Döbeln
Dem Bezirk sind 45.000 Umsiedler_innen zugewiesen worden. Döbeln hat 30.700 Einwohner_innen. Es herrscht große Not. Das Wirtschaftsamt der Stadt kann "mit allen Zuteilungen selbst den Mindestbedarf nur zu einem kleinen Teil decken". 27% der Döbelner Bevölkerung sind Flüchtlinge und Vertriebene.
9. Januar 1947
Döbeln
20 Heimkehrer aus Kriegsgefangenenlagern des Donezbeckens und Urals treffen nach Quarantäne in Döbeln ein. Im Landratsamt erhalten die, welche keine Angehörigen haben, 1 Wolldecke, 1 Schlafanzug, 1 Hemd, 1 Unterhose und 1 warme Unterjacke. Sie werden in Dörfern um Döbeln einquartiert.
Über uns
„Die Geschichte vor Ort lebendig machen“
so lautet das Motto der AG Geschichte, einer Arbeitsgruppe des Treibhaus e.V. in Döbeln. Wir gründeten uns Anfang 2010 und beschäftigen uns seitdem mit der Aufarbeitung des Nationalsozialismus in Döbeln. Unser Ziel ist die möglichst genaue Rekonstruktion der Zeit von etwa 1923 bis 1945, d.h. vom Aufstieg der nationalsozialistischen Bewegung und die schrittweise stattfindende Radikalisierung des Alltags, bis hin zum Beginn der Rüstungsproduktion und dem Einsatz von Zwangsarbeitskräften.
Mitmachen
Du willst selbst recherchieren und mehr über die Döbelner NS-Vergangenheit herausfinden? Du hast auf deinem Dachboden interessante Dokumente oder Fotoalben gefunden, mit denen Du nicht ganz genau weißt, was zu tun ist? Melde dich gerne bei uns: